Montag, 19. März 2012

Winterschäden im l´âge bleu Rosenpark

Aus aktuellem Anlass (Frostschäden an Rosen) wird es am 28. April (siehe "Frühjahrserwachen" unter "Veranstaltungen) spezielle Vorführungen zu den Themen "Rosenpflanzung", "frostharte öfterblühende Rosen" und "Rosenschnitt" geben. Die Teilnahme ist im Eintrittspreis von 3 Euro enthalten.

Wie in den meisten anderen Gärten auch, müssen im Rosenpark die allermeisten öfterblühenden Rosen nach den Kahlfrösten im Februar bodeneben zurück geschnitten werden. Da, wo sich keine Wühlmäuse in die Anhäufelungen gegraben haben, rechne ich aber mit Neuaustrieb aus der Veredelung. Bei den kleinen und jungen Bourbon Rosen habe ich schon vorsichtig nachgeguckt: Unter den (Lehm-) Anhäufelungen sind sie noch grün, leben also und werden den Substanz-Verlust schnell wieder aufholen.


Cordulas Vorgarten-Forsythie zeigt schon Farbe, in unserer Gegend kann mit dem Frühjahrsschnitt also begonnen werden. Im Rosenpark sind die Portlands bereits fertig zurückgeschnitten. Einige kleinere/jüngere waren bis zum Boden geschädigt. Die meisten eingewachsenen Pflanzen hatten (ohne Winterschutz) dagegen wenig oder gar keine Schäden. Sie bekamen nur einen Auslichtungs- bzw. Formschnitt.

Marie de St Jean: Vital bis in jede Spitze. Die rötlichen Triebe links im Bild zeigen die normale Verfärbung nach Wintersonne bzw. bei einsetzender Verholzung. Ausgeschnitten wird sie aber erst im Frühsommer zwecks Stecklingsgewinnung.

Bei den Remontant Rosen zeigt sich ein gemischtes Bild: Diejenigen "alten Typs", die in Habitus und Bestachelung mehr den einmalblühenden - oder Portland-Vorfahren ähneln, sehen überwiegend gut aus (wenige oder nur leichte Schäden), die "modernen Typs" mit glatterem Laub, weniger stachligen Trieben und schon im Übergang zu Tee Hybriden, müssen teilweise bodeneben zurückgeschnitten werden.    
   
Kleineres Remontant Beet. (Der verschmurgelte Grasschnitt auf der Folie wird demnächst durch Stroh ersetzt.)

Die (hellen) Laubengang Rambler haben erstmalig heftige Frostschäden: Sie waren im Januar schon zentimeterweit ausgetrieben und wurden vom extremen Februar-Kahlfrost "eiskalt erwischt". Im Moment kann ich noch nicht ausschließen, daß einige eventuell bodeneben zurückgeschnitten werden müssen. Andere sehen aus, als ob nichts gewesen wäre: Dazu gehören u. a. (das echte) Fräulein Oktavia Hesse, Ännchen von Tharau, Christine Helene und (zu meiner Überraschung) Breeze Hill. Eine genauere Analyse folgt demnächst.
Zu bemerken ist jetzt schon, daß dort leider die Wühlmäuse extrem gewütet haben...Ohne Anhäufelung (die dank der Hilfe einer netten Hamburgerin noch im Spätherbst aufgebracht wurde :-)) wären einige dadurch wohl komplett tot. Dank Lehm auf den Veredelungen besteht noch Hoffnung.


Bei den violetten und rosa Ramblern ist die Situation besser. Die meisten werden wohl mit dem Verlust einiger weniger Triebe davon kommen. 
                              
                    


Bei den Noisettes und (echten) Moschatas sieht bei den großen Pflanzen erstmal wieder alles schwarz aus. Nur die, denen das Gartenhäuschen Schatten geboten hat, sind grün (Mme Alfred Carrière und Blanc Pur u.a.). Erstaunlicherweise sind auch die kleineren, öfterblühenden Noisettes am Südrand mindestens zur Hälfte der Trieblängen grün. Vermutlich haben sie vom Schatten des Knicks profitiert. Die sonniger stehenden "Großen" dagegen müssen überwiegend nochmal bei Null anfangen. Ich bin ganz zuversichtlich daß sie das wieder schaffen.


Im Sonnuntergangsbereich sind auch die Pemberton Moschatas erneut auf Null (diesmal sogar Thisbe), werden bis Juni aber ihre 1,3 bis 1,5 m sicher wieder erreichen. 
Sämtliche Öfterblühenden dieses Farbspektrums brauchen starken Rückschnitt (erfreuliche Ausnahme hier: Soleil d´Or). Auch die gelben, orangefarbenen und apricotfarbenen Rambler und Kletter- Rosen haben diesmal gelitten (bis auf Oratam). 
                                
                                                     
Bei den Albas gab es nur einige durch Herbst-Nachschnitt verspätet erschienene Jungtriebe auszuschneiden. Die Wildrosen haben keine Schäden.

Auch viele einmalblühende Strauchrosen, vor allem solche mit Chinensis-Anteil wie Bengal-, Noisette- und Bourbon Hybriden, zeigen teiweise Frostschäden. Manche mehr am jungen, andere überwiegend an altem (bzw. überaltertem) Holz.

Umso erfreulicher der Zustand u. a. dieses Sämlings von Jürgen Weihrauch (ohne Winterschutz und nach Herbst-Rückschnitt, das rotverfärbte Holz ist eine Sorteneigenschaft):


Auch Petit Papillon hat sich an vollsonnigem Standort ohne Winterschutz, nach Herbstschnitt und mit Wühlmausgang an den Wurzeln hervoragend gehalten:


                                   Hier nochmal von näher:



Alle drei Gruß an Labenz sehen top aus, sogar das noch im August stark ausgelichtete Exemplar am Eingang. Fotografiert haben wir die Pflanze mit dem exponiertesten Standort (und, wie die beiden anderen, ohne Winterschutz):



Eine freudige Überraschung ist auch der Zustand einer Tee Rose, (der echten) Mlle de Sombreuil (deren Beispiel zeigt, wieviel ein vor Wintersonne geschützter Standort ausmacht):



Weniger überraschend aber trotzdem erfreulich ist der Zustand von Karl Foerster (ohne Winterschutz):       

                                                                   


Die Mäusepolizei nach getaner Arbeit...


Ein bißchen was blüht auch schon...






Und langsam müssen die Rosen aus dem Einschlag...



Sobald die Forsythien blühen, sollten oberirdisch abgefrorene Pflanzen baldmöglichst bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden, damit sie schnell wieder neu austreiben. Die Anhäufelung dabei bitte vorsichtig (!) lockern, aber noch nicht ganz entfernen (Fotos dazu folgen).

Ergänzung: In den letzten Tagen wurde ich oft gefragt, wie das Mark an älteren Pflanzen oder Trieben aussehen sollte. - Niemals darf es braun, matschig oder glasig sein. Das weiße Innere junger Triebe wird mit wachsendem Alter beige oder grünlich, das ist ganz normal. Wenn es aber weich und/oder dunkelbraun ist, sollte der Trieb bis in helleres Mark zurückgeschnitten werden. In den Anfangsjahren habe ich solche Triebe stehenlassen, weil sie außen teilweise noch vital wirkten. Sehr lange haben sie aber nie überlebt und wenn sie dann (oft in der ersten Hitzeperiode) abstarben, hatten die Pflanzen in diese nicht-vitalen Triebe Kraft investiert, die besser in gesunde und rechtzeitig neu gebildete Basistriebe gesteckt worden wäre.

Zum Schluß noch zwei Bilder von einer Reihe Veilchenblau an der Zufahrt zum regionalen Einkaufszentrum. Diese armen Pflanzen werden zweimal jährlich mit einem Balkenmäher zurückgeschnitten.


Das traurige Beispiel zeigt, wie stark solcherart zugerichtete Rosen vergreisen und wie groß die Frostschäden durch Herbstschnitt sein können:


Fortsetzung folgt...