Donnerstag, 15. März 2012

Mehr zum Thema Frühjahrsschnitt und Prävention von Winterschäden


Wie schon in Rareroses angerissen (http://www.rareroses.de/rrForumFSwm.html) habe ich diesen "Rosariumsschnitt" (für Leute mit vielen Rosen, wo´s schnell gehen muß) bisher im Sommer praktiziert und im Herbst noch mindestens einmal (meist öfter) die Neutriebe gekappt. Aber dann mußte ich im Frühjahr die erfrorenen Neutriebe rausschneiden, die auch bei Einmalblühenden bis zum Folge-Winter nicht mehr ausgereift sind...


Wer in sehr mildem (Klein-)Klima gärtnert hat natürlich kein Frost-Problem mit unausgereiften Vorjahrestrieben. In warmen Gegenden kann man also getrost auf die Vorverlegung des Haupt-Rückschnitts ins Frühjahr verzichten. Für die einmalblühenden Rosen im l´âge bleu Rosenpark  erhoffe ich mir durch diese Vorverlegung allerdings eine erhebliche Verbesserung hinsichtlich des Verlustes junger Triebe.     

Duchesse de Montebello - die demnächst auch ordentlich die Schere sieht
Ein weiterer Vorteil von starkem Schnitt bei einmalblühenden Strauchrosen ist die größere Standfestigkeit. Der Rosenpark liegt ja außerorts, dort stürmt es oft. Alle starkwüchsigen Strauchrosen an Eisenstangen zum Klettern aufzubinden ist nicht machbar. Zusammenbinden auch nicht. Durch stärkeren Schnitt werden sie kompakter und standfester. Es liegen weniger Triebe auf dem Boden oder übereinander, zur Blütezeit kann man die Blüten besser sehen, die einzelnen Blüten halten länger, weil die Sträucher nach Regen besser abtrocknen und spätere Knospen können sich noch gut öffnen.
  

Schon durch den radikaleren Sommerschnitt konnte ich feststellen, daß die Pflanzen gesünder bleiben weil das Strauchinnere besser belüftet wird: Keine Fäulnisherde mehr durch vermatschte Blüten, die im Totholzgewirr hängen bleiben und vor sich hin rotten, kein Schimmel und keine Botrytis, stattdessen gesundes Laub, auch z. B. bei Albas bis in den Herbst.
Dazu genug Platz für vitale, neue Basis-Triebe im Strauchinneren statt einem kreuz und quer wachsenden Gemenge dürren, vergreisten Geästs.

Beim Frühjahrsschnitt spart man auch Zeit, weil der Habitus an nackten Rosen schneller zu erkennen ist als an voll belaubten.

Alles zusammen genommen bedeutet das wesentliche Zeit- und Arbeitsersparnis. Von daher haben nicht nur die Rosen was davon sondern auch der Gärtner.
Celsiana an ihrem Schattenplatz im Blauen Garten. Vom sonniger stehenden und üppiger blühenden Rosnpark-Exemplar gibt es leider noch kein Foto
Gefragt, ob so ein radikalerer Frühjahrsschnitt für alle Gruppen und Sorten einmalblühender Rosen geeignet sei, lautet die Antwort: Nicht unbedingt.
Vorsicht ist meiner Erfahrung nach mit einmal- oder „sommerblühenden“ Damaszener Rosen geboten: Besonders Königin von Dänemark reagiert auf stärkeren Schnitt (egal zu welcher Zeit) schnell beleidigt, an Celsiana habe ich verhalteneres Blühen als Reaktion darauf auch schon erlebt und Léda ist eine weitere Kandidatin.
Charles de Mills, ist, obwohl keine Damascena, eine weitere historische Rose, die für geringe Toleranz gegenüber Schnittmaßnahmen bekannt ist.
Bei diesen Sorten empfiehlt es sich, Jungtriebe frühzeitig leicht zu pinzieren/kappen, damit sie gar nicht erst „durchschießen“ sondern die Pflanzen sich gleich im Jugendstadium besser verzweigen. Behutsames und stetiges Entspitzen der jeweils neu gebildeten Triebe nehmen diese Sorten meiner Beobachtung nach nicht übel, wenn man Rückschnitte von mehr als einem Fünftel oder Sechstel der Gesamt-Trieblänge vermeidet.

Bouqet blanc als mehr-oder-weniger-Damascena war von daher ein besonders spannendes Beispiel: Wenn diese Sorte den starken Frühjahrrückschnitt ohne größere Blütenverminderung übersteht braucht man sich diesbezüglich m. E. auch hinsichtlich der meisten anderen Einmalblühenden keine Sorgen zu machen. – Ein Beweisfoto wird im Sommer natürlich nachgeliefert.

Blanchefleur im Blauen Garten
Völlig unproblematisch ist der Frühjahrsrückschnitt hinsichtlich der Blütenmenge bei Centifolien. Durch ihre Abstammung von Damascena bifera, der „herbstblühenden“ Damaszener Rose, blühen echte Centifolien mit leichten Einschränkungen auch schon am einjährigen Holz. Wenn man sie also im Frühling nicht komplett „runterrasiert“ sondern maximal ein Drittel der Trieblänge entfernt, blühen sie im Sommer i.d. R. immer noch üppig.
Da ein großer Teil der sogenannten „Gallicas“ eigentlich auch zu den Centifolien Hybriden gehört (was an der Bestachelung zu erkennen ist), gilt für diese Gruppe dasselbe.

Duchesse d´Angoulême, auch eine Bengal Hybride
Für Bengal Hybriden (inklusive Bourbon - und Noisette Hybriden) mit ihrer komplexen Abstammung kann man folgende Faustregel aufstellen: Je „moderner“ Triebe und Bestachelung sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie, zumindest eingeschränkt, auch schon am einjährigen Holz blühen. Meine Erfahrungen beruhen auf Umpflanzungs-Rückschnitten und besagen, daß man auch bei dieser Rosengruppe im Frühjahr bis zu einem Drittel der Trieblänge wegschneiden kann ohne nennenswerte Blüten-Verringerung hinnehmen zu müssen.
In den vergangenen Wintern hat sich (zumindest hier) gezeigt, daß Bengal Hybriden größtenteils eben doch nicht genauso frosthart sind wie alte, europäische Gartenrosen ohne bzw. mit weniger Chinensis-Anteil. Daher kann grade diese Gruppe von einer Vorverlegung des Schnittzeitpunkts profitieren. 

    
"Orphéline de Juillet" (als weiteres Beispiel für eine Bengal Hybride) im Blauen Garten











Mehr Vorsicht ist bei echten Albas geboten (also den weißen von A. semiplena bis A. maxima). Da empfehle ich, maximal ein Viertel der Trieblänge im Frühjahr zu entfernen. Da die meisten von ihnen auch ohne menschliche Eingriffe stattliche und standfeste Büsche bilden statt, wie viele Centifolien oder Bengal Hybriden u.a. in der Gegend „herum zu hängen“ ergibt sich die Notwendigkeit stabilisierender Formschnitt-Eingriffe bei ihnen auch eher selten.

junge "Kindergarten Rose" in der Schmiedetwiete
Maiden´s Blush (inklusive ihrer verschiedenen, regionalen Klone) ist höchstens eine Alba Hybride und zeigt mehr Eigenschaften einer Damascena bifera. Bei ihr ist Frühjahrschnitt kein Problem. Ich kenne einige Pflanzen, die jährlich auf maximal die Hälfte der Trieblänge eingekürzt werden, trotzdem sehr üppig blühen und im Spätsommer sogar gelegentlich fast genauso üppig remontieren. Die Sandesnebener „Kindergarten Rose“ ist ein Beispiel dafür, weshalb wir sie früher auch für eine besondere Hybride hielten. Es ist aber eine ganz normale Maiden´s Blush, die einfach Eigenschaften ihrer Vorfahren zeigt. Auch die (Fund-) Rosen dieser Gruppe im l´âge bleu Rosenpark reagieren auf rechtzeitiges Ausputzen von Verblühtem oder extreme Witterungsbedingungen regelmäßig mit Nachblüten. Egal, ob sie angebliche „Great“ oder „Small“ Maiden´s Blush sein sollen.

                                          
René d´Anjou
Moos Rosen stammen entweder (überwiegend) von Centifolien ab oder
von herbstblühenden Damaszener Rosen. Letztes Frühjahr habe ich als „Notwehrmaßnahme“ auch bei ihnen schon im Frühjahr überlange Triebe stärker eingekürzt. Weder bei der einen noch bei der anderen Gruppe hat das zu Blüten-Verlusten geführt. Ich hatte, im Gegenteil, eher den Eindruck, daß sich die Blüh-Periode dadurch verlängert hat. Da vor allem unter den remontierenden Moos Rosen einige weniger frosthart sind als Vertreter anderer einmalblühenden Rosenklassen können auch sie m. E. von der Schnitt-Vorverlegung nur profitieren.

Edit: Leider sind durch diverse PC Crashs einige Foto-Ordner verloren gegangen und von den Rosen im l´âge bleu Rosenpark habe ich, mangels Zeit und Digi, noch nicht viele Habitus-Fotos. Daher die Improvisation bei der Auswahl der Beispiel-Bilder. - Dieses Jahr wird mehr fotografiert, versprochen! :-)
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nochmal darauf hinweisen, daß die allermeisten Fotos in den hier verlinkten Picasa-Alben von Cordula I. Metzger sind und mich für das Zur-Verfügung-Stellen bei ihr bedanken!

Fortsetzung folgt...