Samstag, 2. Juni 2018

Wie es ist


Die historischen Rosen blühen jetzt schon und rings umher blühen Gräser, wuchern Brombeeren, Winden, Weidenröschen und Co: Schönheit, bedrängt vom Chaos...Keine kleine Illusion von Paradies diesmal sondern ein Abbild des Lebens, wie es ist: janusköpfig.

Weil ich den aufgestauten Arbeitsrückstand vom vorletzten (Bandscheibe ab Ende Juni) und letzten Jahr (Hüftgelenk zertrümmert Mitte März) nicht fristgerecht (zur Haupt-Rosenblüte) aufholen kann/konnte, kann bis auf weiteres kein Eintritt verlangt werden. Spenden nehmen wir natürlich trotzdem gerne (den Festkosten ist es egal ob Chaos herrscht oder nicht). Dafür gibt es den hübschen Metallkasten am Teich.

Keine Sorge: Ich gebe nicht auf und wenn nicht wieder was dazwischen kommt wird mit 10-Stunden-Tagen bei jedem Wetter (wobei mir Regen lieber wäre als die aktuelle Hitze) so lange durchgearbeitet bis alle Bereiche dem Chaos wieder entrissen sind. Das wäre dann - mit Glück - eventuell "schon" im Spätsommer.

Aktuell sind erst das kleine Remontant Beet (als eins der ersten und daher schon wieder etwas verkrautet), das Portland -, das Damaszener -, das Teich -, das Pavillon-, die Hälfte des Gallica -  und die beiden Bourbon Beete präsentabel. 

Heute bekam ich den Rat, die noch unrestaurierten Bereiche abzusperren um Traumata bei Besuchern zu verhindern, halte aber einerseits auch nichts von Realitätsausblendung wenn sie mich selbst betrifft, und hoffe andererseits noch auf irgendwelche Wunder während der nächsten zwei Wochen. Vielleicht kommt auch noch die Stirnlampe zum Einsatz um die Arbeitszeit zu verlängern.

Aktualisierung (11. Juni):
Es hat immer noch nicht geregnet. Besonders für Tiere und Landwirte wird die Situation täglich prekärer. Aber auch den Rosen sieht man die Folgen von Hitze und Trockenheit an (die meisten Blüten sind schon verbrannt). 
Das UNKRAUT konnte ich bisher nur in einem weiteren, winzigen Bereich (der fast drei Jahre unbearbeiteten Nordwest-Ecke) bekämpfen: Jede Plage-Pflanze muß aus dem Beton-Boden herausgemeißelt werden, damit die Wurzeln mit eliminiert werden (oberflächliches Abreißen würde sie noch stärken und wäre kontraproduktiv). An Absoden ist derzeit gar nicht zu denken.
Dazu kommt noch, daß der Rasenmäher immer noch in Reparatur ist und nicht mal (wie sonst) wenigstens die Wiese in Schuß (aus diesem Grund ist sie - im Gegensatz zu denen der Umgebung - noch partiell grün).
Einige Besucher finden´s trotzdem schön. - Mir gefällt´s weniger aber es ist wie es ist. 





Hier sieht man an der eigentlich sehr robusten Wiese wie trocken es in letzter Zeit war: Unsere Region hat im gesamten Mai nur 10 Prozent der üblichen Regenmenge abbekommen und der Monat hat Hitzerekorde gebrochen. - Natürlich alles lächerlich im Verhältnis zu den Schäden durch Unwetter andernorts. Den Betroffenen wünsche ich, daß sie die Folgen möglichst schnell und gut überstehen.

Die Bearbeitung des vergleichsweise winzigen Teichbeets hat 5 Tage gebraucht: Die !§$"§!(&! Walderdbeeren hatten auf dieser Seite fast alle Stauden erstickt, andere (u. a. Iris sibirica) sind vertrocknet. Daher befinden sich dort jetzt einige neue Stauden, die natürlich auch gegossen werden müssen.




Eine hübsche Überraschung ist dieser Rugosa-Sämling, der sich am Rand des Teichbeets angesiedelt hat. Manchmal lohnt es sich, Sämlinge stehen zu lassen...




Das gilt auch für dieses duftende Multiflora-Kind, das sich den Platz unter einem Buchs des Pavillon Beets zum Keimen ausgesucht hat.




Die "eigentliche" Teichbank wartet am Knick noch auf ihre neue Lackierung (so lange es hell ist kämpfe ich vorrangig gegen den Dschungel an und im Dunkeln lackieren ist ungünstig). Immerhin sind die kaputten Holzbegrenzungen inzwischen durch Dachlatten ersetzt: Nicht stilvoll aber (kinder-)sicher. 
Nach Entfernung der Walderdbeeren war auch der restliche Mulch mit weg. Kleingeschnipselter Koniferenschnitt ist im Prinzip ein guter Ersatz, nach dem Austrocknen aber schon etwas durchscheinend. Vielleicht reicht die Zeit noch für Nachschub.



Um das Damaszener Beet herum befindet sich auch die bisher einzige fertig abgestochene (und hier sogar schon mit Rasenschnitt bedeckte) Wiesenkante. Für die letzten drei Meter auf dieser Seite war ein ganzer Vormittag nötig weil der Boden derzeit eher die Eigenschaften von Beton als von Erde aufweist.
Vorne im Bild Mme Boll, dahinter Rose de Resht und Mme Zoëtmans.




Mme Zoëtmans Blüten.




Botzaris (oder doch Blanchefleur? Die beiden sehen sich sehr ähnlich). Dahinter "Red Damask", die sich jetzt auch nicht mehr zurück hält.




Dazwischen die zierlichere Valence Dubois, die mich aktuell stark an die Weiße Juno erinnert. Das ist aber normal zu Beginn der Blüte: Rosen sehen plötzlich alle gleich aus aber die Unterschiede verschiedener Gräser und Weidenröschen-Varianten stehen mir immer vor Augen. Wahrscheinlich eine Frage der Perspektive ;-)




Diese hier sind tatsächlich gleich: Drei höhenabgestufte Exemplare von Jürgen Weihrauchs Damaszener-Experimental-Sämling. Die Mutterpflanze plus zwei Ausläufer (einer vom letzten und einer vom vorletzten Jahr). 




Ispahan.


Rückseite der Blüte einer "Schmilau Rose", die nicht nur in der typischen Anordnung der Knospen identisch mit einem benachbarten, als  Blush Damask erhaltenen Ausläufer ist.





Petite Lisette.




Ombrée parfaite (links) und Ispahan (rechts daneben) in der Mitte des Damaszener Beets (ja-haaaa: Man kann da aktuell sogar durchgucken. Zumindest an einigen Stellen ;-)).





Kazanlik aka Trigintipetala.




Léda.





Léda (links) und Bourbon Rosen (auf der rechten Seite). Der Weg zwischen diesen beiden Beeten ist frei. Viele andere noch nicht, aber es wird daran gearbeitet...
Letzte Woche haben ein früherer Helfer und seine Mutter mit Handsäge und Heckenschere einen Vormittag geopfert um den Ost-Wiesenweg wieder passierbar zu machen: Neun große Schubkarren Gehölzschnitt sind dabei angefallen. Dieses Jahr wird das Rückschnitt-Material nicht wie sonst per Hand zu Mulch zerschnipselt sondern aus Zeitgründen zum Abholen aufgestapelt. 




Duc de Cambridge an der nord-westlichen Ecke des Damaszener Beets, vor (vor-) gestern im Aufblühen fotografiert und dieses Jahr heller als üblich.




Das kleine Remontant Beet am Eingang. Eigentlich wollte ich die Beete, die letztes Jahr mindestens einmal dran waren, tapfer ignorieren und erstmal die Bereiche säubern, in die ich es letztes (teilweise schon vorletztes) Jahr gar nicht geschafft hatte...Aber wenn man ständig dran vorbei muß schafft man es einfach nicht lange, immer die Augen zusammen zu kneifen...Also kamen nach dem Teich Beet doch erstmal wieder das kleine Remontant - und das Portland Beet an die Reihe.




Weiße Juno




Hier schlängelt sich Vivid elegant zwischen einer Eibe und einem Buchs heraus, der schon vorletztes Jahr umgepflanzt werden sollte. Wegen der Rose scheint das aber gar nicht (mehr) nötig zu sein.





"Falsche Mme Cornélissen ex Sangerhausen" vor "Frau Kropp" dahinter, die diesmal - wie viele Rosen - eine Etage tiefer blüht. Beim Reinigen von Pflanzscheiben mußte ich feststellen, daß meist weniger der Spätfrost als Wühlmäuse für Trockenschäden (in einigen Fällen bis zum Exitus :-/) zuständig waren/sind. Zwar kommen die Katzen vom benachbarten Hof manchmal in den Park, es sind aber nicht mehr ständig welche da. - Und schon feiern die /§!§% W-Tiere wieder Pahdie :-/

À propos "Katzen": Die kleine Weißgesicht war ganze 10 Tage lang verschwunden und ist seit vorgestern abend wieder zuhause (in der Schmiedetwiete, wo sie seit inzwischen  eineinhalb Jahren mit uns wohnt). - Diese riesige Freude wiegt (mindestens) eine verfuhrackte Saison auf :-)




An der Rückseite des kleinen Remontant Beetes ist inzwischen die Bengal Hybride Blush Hip voll aufgeblüht (das Foto ist von vorvorgestern). Die Regenwahrscheinlichkeit ist damit um beachtliche Prozentzahlen gestiegen (den vertragen ihre zarten Blüten nämlich gar nicht) ;-)




Hier erkennt man m. E. ganz gut u. a. ihre typische Fruchtknoten- und Knospenform. Die immer wieder auftretende Verwechslung mit Blush Damask kann ich wegen dieser sehe speziellen Charakteristika nicht ganz nachvollziehen, bin aber auch kein Rosen- sondern (wenn überhaupt) eine Art Weidenröschenexperte.




Eine Duchesse de Montebello vor (noch immer) nicht zurückgeschnittenem Schmetterlingsflieder. Das bisher einzig zeigbare (und hoffentlich einzig existierende) Foto vom großen Remontant Beet.




Besser sieht schon das Portland Beet aus, aber auch erst seit ca. einer Woche. Vor dem Aufräumen war es auch eher in Ensemble aus Totholz, Weidenröschen und blühenden Gräsern.
Mithilfe einer nicht-jugendlichen Nachbarin, die trotz schmerzendem Knie Gießkannen schleppte, ist es sogar gelungen, Schnecken, Wühlmäusen und (ja: Auf den Müll mit allem pc-Kram!) UN-Kräutern in letzter Sekunde einige Rittersporne zu entreißen. Die blühen noch nicht sondern berappeln sich grade mühsam. Immerhin.




Auch hier blühen viele dieses Jahr niedriger als sonst. Nicht so schlimm: Starker Rückschnitt war eh mal fällig und ohne die Wühlmausschäden hätte ich mich wahrscheinlich wieder nicht dazu aufgerafft.




Indigo. Inzwischen leider schon ausputzbedürftig. Auch nicht so schlimm: Sie blüht ja öfter.




Bei den Portlands ist sogar bis fast vorne schon die Wiesenkante abgestochen. Hey wow! ;-)

Unter den aktuellen Bedingungen ist Kantenstechen übrigens eine hervorragende Therapie zum Aggressionsabbau (kein Wunder, daß ich derzeit so friedlich und gelassen bin): Man muß ca. sechs, sieben mal mit voller Kraft den Spaten in die knochentrockene Wiese rammen bis man sie ein Stück einritzen kann. Schafft man es dann mit weiteren Anläufen so einen beton-artigen Brocken heraus zu hebeln, dreht man ihn um und haut mit der flachen Spatenseite so lange drauf, bis der Lehm von den Wurzeln rieselt und letztere auf die Schubkarre geworfen werden können.  
Der Vorteil (alles hat mindestens einen): Man kann die Schubkarre mit trockenen Wurzelresten viel voller laden als mit schweren, nassen und braucht sich daher nicht so oft auf den Weg zum Kompost zu quälen wie bei feuchterem Wetter :-)

Warum keine auswärtigen Wwoof- und/oder HelpEx-Helfer zur Zeit? - Die Umbaumaßnahmen zuhause sind zwar derzeit etwas in´s Stocken geraten aber noch nicht beendet, die Situation also noch nicht zumutbar für Hausgäste. Aber auch daran wird nebenbei gearbeitet.




Bourbon Queen wird nach der Blüte endlich mal komplett zurückgeschnitten: Überaltertes Holz begünstigt besonders bei ihr Sternrußtau- und andere Schadpilze, die schon mehr als genug durch Wühlmausschäden plus Hitze begünstigt werden.



An gesundem Holz kommen die duftenden, wunderschönen Blüten noch besser zur Geltung.




In der Mitte des kleinen Bourbon Beetes mußte auch Charles Lawson diesmal heftig Federn lassen: Er wird nicht nur von den W-Tieren bedrängt sondern zusätzlich von Winden :-/




Der Verdacht, daß die vielen Schäden, auch an eigentlich sehr frostharten Sorten, zumindest größtenteils und vorrangig von Wühlmäusen statt Frost verursacht sind, bestätigt dieses Exemplar von Mme Lauriol de Barny: Das andere steht weniger exponiert und brauchte einen Komplettrückschnitt während dieses hier in der Westreihe kaum Schäden aufwies. Es ist aber auch nicht so unterhöhlt wie das im großen Bourbon Beet.




Frédéric II de Prusse an der südwestlichen Ecke des großen Bourbon Beetes. Hier haben die W-Tiere besonders arg gewütet und sogar die Astern gekillt. Die neu eingesetzten Stauden (wenn ich Blumenerde brauche schaue ich immer in die Ecke für reduzierte Pflanzen) gegen Trockenheit einerseits und Nacktschnecken andererseits zu schützen erfordert allerdings auch etwas Zeit.




Frédéric II de Prusse-Blüten aus der Nähe. Das schattig stehende Hausgarten-Exemplar blüht noch nicht.




In´s Gallica Beet habe ich es fast zwei Jahre lang gar nicht geschafft. Ein lieber Mensch schlug schon vor, es einfach zum "Naturreservat" zu erklären. Das würde allerdings eine Art Kapitulation bedeuten und mit manchen Wesenheiten ist friedliche Koexistenz nicht möglich: Läßt man sie einfach machen, unterwerfen Brennesseln, Brombeeren, Winden und Co nicht nur ihren zugebilligten Bereich sondern ersticken letztendlich alles andere. Um das zu verhindern hilft nur möglichst radikales Vorgehen. So radikal, wie rein ökologisch-mechanische Methoden es eben zulassen. Also heißt es, immer wieder abschneiden, um ihnen die Energiezufuhr zu erschweren und buddeln, buddeln, buddeln, um die Wurzeln so tief und weit wie möglich zu eliminieren. "Radikal" kommt vom lateinischen "radix" und das heißt "Wurzel".

Im Gallica Beet hatte sich u. a. ein 3x3 Meter großes Wildrosen-Unterlagen-Monster breitgemacht, zusätzlich Asläufer getrieben und schon mehrere Kultur-Rosen fast umgebracht. Die Haupt-Pflanze zumindest ist jetzt bis in den Boden abgesägt. Daneben hatte sich ein Brenesseldickicht von ca. sechs Quadratmetern durch weitere Rosen gefressen. Diese beiden sowie einige weitere Quadratmeter Walderdbeeren-, Weidenröschen- und Gräserplagen sind inzwischen beseitigt: Sechs Tage Arbeit und erst das halbe Beet aufgeräumt. Der bekannte Spruch über Kinder trifft auch auf Pflanzen zu: Kleine Pflanzen, kleine Probleme, große Pflanzen... 
So weit sollte man es nicht kommen lassen. Passiert aber, wenn man auf über 8000 m2 überwiegend alleine für die Unkrautbekämpfung zuständig und dann auch noch zwei Jahre hintereinander längere Zeit nicht einsatzfähig ist.
Ist es wieder in den Griff zu bekommen? Ja: Wenn´s keine weiteren, längerfristigen Arbeitsausfälle gibt und der Wille stark genug ist. Das ist er auf jeden Fall. 




Inzwischen blüht es auch im Gallica Beet üppig. Zur Unzeit, aber trotzdem wunderschön und traumhaft duftend. Und so zeigen die geliebten und gehassten Stacheldinger wieder, daß sie jeden Einsatz wert sind und daß Diener der Schönheit sein zu dürfen ein Privileg ist. 

Garten ist Leben ist Politik ist Kampf ist Niederlage ist Triumph ist pulsierende Energie...Und seine Tage als Gärtner verbringen zu können ist die schönste, vorstellbare Arbeit. 

In diesem Sinne Viele Liebe Grüße,
Raphaela (immer begleitet und beschützt von Rocco)

Nous sommes Donbass!

Heimatliebe ist kein Verbrechen.